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Spuren und Zeichen

23. Mai 2025, 19:00

Ausstellungseröffnung von Günter Reinhardt, Offenberg


Vernissage am Freitag, den 23. Mai, um 19.00 Uhr
im Georg-Haberl-Saal (Am Stadtpark 22, EG)
Laudator: Prof. Ernst Jürgens, Deggendorf

Ausstellungsdauer: 24. Mai bis 3. Juli 2025
Öffnungszeiten: Mo bis Fr 16.00 – 18.00 Uhr, feiertags geschlossen

 

Spuren und Zeichen – Vom Medium zur Botschaft am Beispiel unserer Schrift
von Günter Reinhardt

Schriftzeichen sind ursprünglich als visuelle Repräsentation der gesprochenen Sprache entstanden. Sprache und Schrift sind zwei unterschiedliche Zeichensysteme, beide dienen als Medium zur Übermittlung von Botschaften: Schrift hat den Zweck, Sprache darzustellen.
Doch Schrift kann weit mehr sein als eine feste Form, eine „hardcopy“ der Rede. Schrift. Als Material, als „Steinbruch“ verwendet, emanzipiert sie sich von der Sprache, indem sie sich von den definierten Bezügen und damit von der sprachlichen Sinnhaftigkeit löst.
Die so gewonnene Eigenständigkeit der Schrift lässt sie zu einem wirksamen künstlerischen Gestaltungsmittel werden. Losgelöst von Ihrer sprachlichen Sinnhaftigkeit können Schrift-Zeichen völlig frei verwendet, in neue Zusammenhänge gestellt oder verfremdet werden. Die eigentlich zweckgebundenen Zeichen öffnen sich dadurch für weiterführende Interpretation.

Diese Transformation beginnt an der Wende zum 20. Jahrhundert. Der Jugendstil unternimmt erste Versuche, die Schrift aus ihrer reinen Sprachbezogenheit zu befreien, indem er sie zum Ornament macht. Die folgende DADA-Bewegung erklärt erstmals Worte und Buchstaben zum alleinigen Bildinhalt. Als die Kubisten Buchstaben und Schriftfetzen in ihre Bilder kleben, erscheint es noch wie ein abstruser Einfall. Sie stoßen auf die Schriftelemente wie auf ein völlig neues Material. Die Schrift wird ihrer Bedeutung entkleidet und als reine Form gesehen. Die Buchstaben waren ja schon bis zum Äußersten formalisiert und hatten ihren bildmäßigen, aus der Bilderschrift entstandenen, Ursprung endgültig abgelegt.

Die abstrakten Formen, die dadurch ins Bild zurück finden, berühren lediglich den visuellen Grund, dem sie einmal entsprungen waren. Diese ersten Erfahrungen werden von der Malerei weiter aufgegriffen, z. B. beim „action-painting“, entstanden aus einer rein gestischen, unbewusst gesteuerten Handlung des Malens, oft mit dem Einsatz des ganzen Körpers ausgeführt. Die Nähe zum Schreiben führt hier beinahe automatisch zu schriftartigen Ergebnissen. Es entstehen Gebilde von schriftähnlichem Charakter, die Schrift kehrt ins Bild zurück und wird selbst zum Bild. Das Sehen lernt, sich zu den konventionalisierten Zeichen quer zu stellen und sie als reine, faszinierende Form zu lesen. Das alltäglich Gewordene kann plötzlich völlig neu und anders gesehen werden, ein belangloses Gekritzel etwa, oder die abgerissene Plakatwand als Decollage.

Durch die Befreiung vom Kontext gewinnen die Schriftzeichen universelle Bedeutung. Sie wandeln sich vom konventionellen Zeichen mit festgelegter Bedeutung in ein natürliches Zeichen das als eine Spur gelesen werden kann. Sie wandeln sich damit vom Informationellen zum Informellen. So wie Rauch als Zeichen die Spur des Feuers ist, so werden Schrift- und schrift-ähnliche Zeichen und Strukturen zu Spuren menschlichen Handelns und Bewusstseins und dadurch zu Symbolen. Spuren sind als Zeichen immer wahr, sie können nicht in Frage gestellt werden. Ein paar wenige Zeichen können so zu einem Universum werden.

Nach Umberto Eco ist Kunst offen für viele Bedeutungen – sie scheint das Ideal eines Symbols – das reine Zeichen – zu sein, in dem sich alle denkbaren Zeichen zu einem starken Ensemble verdichten können. Nicht schon der Kreis oder das Kreuz sind von sich aus symbolhaft, die Dinge werden nur für den zum Symbol, dem sie mehr bedeuten als die Dinge selbst. Rätselhafte, an fremdartige Schriftzeichen erinnernde Chiffren, die sich der rationalen Entschlüsselung verweigern, können an versunkene Kulturen erinnern, wie auch an in ferner Zukunft aufsteigende Zivilsationen, sie rühren somit gar an das Geheimnis allen Seins.

 



 

Vita
Günter Reinhardt  – Bildhauerei / Keramik / Grafik

1951 in Berlin geboren
1968-71 Ausbildung im grafischen Gewerbe
1976-78 Fachschule für Keramik in Landshut
1978-85 Akademie der Bildenden Künste München
Bildhauerei in Zusammenhang mit Architektur bei Prof. Leo Kornbrust und Hubertus von Pilgrim
Meisterschüler
1987 Diplom
ab 1981 freiberuflich tätig als Bildhauer, Keramiker und Grafiker
ab 2000 Lehrtätigkeit an der Technischen Hochschule Deggendorf: grafisches Design/Mediendesign im Studiengang Medientechnik
von 2007 bis 2017 Professor für Mediendesign/grafisches Design


Einzelausstellungen


○ Stadtmuseum, Deggendorf, 1984
○ Galerie Herrmann, Drachselsried, 1987
○ Kunst und Gewerbehaus, Regensburg, 1988
○ Gerlach-Thiemann, Oberhausen, 1991
○ Galerie Wegmann, Grafing/München, 1991
○ Stadtmuseum, mit Andreas Rössiger, Deggendorf, 1991
○ Galerie Schützenstrasse, Berlin, 1992
○ Galerie Armarium, Leipzig, 1992
○ Galerie Schützenstrasse, Berlin, 1994
○ Kapuzinerstadl, mit Andreas Rössiger, Deggendorf, 1995
○ Künstlersommer Bürgerspital, Plattling, 1995
○ St. Jakob, Plattling, 1996
○ Werkgalerie Leydenallee, Berlin, 1998
○ Galerie Dobler, mit Thomas Hager, Geisenhausen, 2003
○ Teaching the Water the Music - Hommage an John Baldessari, mit Ernst Jürgens, Galerie Pasquay, Deggendorf, 2020
○ ein Hungertuch, Martinskirche, Deggendorf, 2021
○ Light Cube - ein surreales Schattenmobile, mit Ernst Jürgens, Deggendorf, 2021
○ Werkstatt für Kunst, Schliersee/Neuhaus, 2024

Auswahl öffentliche Aufträge/Ankäufe

○ Kindergarten Bernried, Gestaltung der Gruppenräume, 1987
○ Regierung von Niederbayern, Großer Sitzunssaal/Wandgestaltung, 1988
○ Gesundheitsamt Landshut, Skulptur in der Eingangshalle, 1988
○ Stadt Straubing/Landesgartenschau, Skulptur im Zugangsbereich, 1989
○ Bernried/Niederbayern, Gestaltung Eingangshalle Rathaus, 1989
○ Bernried/Niederbayern, Glasfenster im Trauzimmer, 1989
○ Stadt Deggendorf, Skulptur im Stadtpark, 1989
○ Universitätsklinikum Regensburg, Wandbild, 1992
○ Stadt Deggendorf, Großes Wandbild im Neuen Rathaus, 1992
○ Autobahnraststätte Nürnberg-Feucht, Skulptur im Außenbereich, 1994
○ Bernried/Niederbayern, Brunnenanlage, 1995
○ Stadt Nabburg/Opf., Gestaltung Eingangshalle Krankenhaus, 1996
○ Ev. Gemeindezentrum Deggendorf, Grosses Kreuz, 1997
○ Sparkasse Deggendorf, Gestaltung Schalterhalle, 1997
○ Hofkirchen/Donau, Brunnen, 1997
○ Klinikum Deggendorf, Wandgestaltung, 1998
○ Architekturbüro, Großes Wandbild, 1998
○ Pfarrzentrum Neuhausen, Lichtkreuz, 1999
○ Stadt Osterhofen, Skulptur im Stadtpark, 2000
○ Firmengruppe, Deggendorf, Gesamtausstattung Bürogebäude, 2001
○ Finanzamt Dingolfing, Skulptur im Außenbereich, 2002
○ Diakonie Deggendorf, Gesamtgestaltung Seniorenheim-Kapelle, 2003

Ausstellungen/Auswahl

○ Galerie im Ganserhaus, Wasserburg, 1987
○ Skulpturen im Herzogpark, Regensburg, 1987
○ Kunst-Baustelle – Symposium/Ausstellung, Regensburg, Leerer Beutel, 1987
○ Zeitgenössische Plastik, Regensburg, 1988
○ „Konzept – Skulptur“, Regensburg, Donau-Einkaufszentrum, 1989
○ Galerie Herrmann, Drachselsried, 1989
○ Landesgartenschau, Straubing, 1989
○ Galerie Herrmann, Drachselsried, 1990
○ Symposium „Menschenbilder“, Regensburg, 1990
○ Galerie Herrmann, Drachselsried, 1991
○ Kunst im Museum, St. Wendel, Mia-Münster-Haus, 1992
○ Galerie Schützenstraße, Berlin, 1993
○ Editionen – Galerie Wegmann, Grafing/München, 1993
○ Symposion „Skulptur und Granit“, Hauzenberg, 1995
○ Kapuzinerstadl, Deggendorf, 1995
○ Galerie Kinkel, Leverkusen, 1996
○ „Irrwege“ BBK, Frankfurt/Main, 1998
○ Galerie Cocon, Berlin, 1999
○ „Dialoge“, Werkgalerie Rössiger, 1999
○ Galerie Querformat, Berlin, 1999

Veröffentlichungen

○ Günter Reinhardt: Skulpturen und Bilder (gefördert mit Mitteln der Bay. Staatsregierung für Künstler und Publizisten, 1988)
○ Günter Reinhardt, Andreas Rössiger: 1. Werkforum Klostergutshof Egg, 1990
○ Günter Reinhardt, Andreas Rössiger: Seelenstäbe. Ergebnisse und Gedanken – zur Zusammenarbeit zwischen Bildhauer und Maler, Wiss. Verlag Rothe, Passau 1991 – ISBN 3-927575-28-3
○ Günter Reinhardt, Andreas Rössiger: Lebenswächter, 1993

 

Details

Datum:
23. Mai 2025
Zeit:
19:00
Kategorie:

Veranstaltungsort

Georg-Haberl-Saal, Palais im Stadtpark (Haus 22, EG)
Am Stadtpark 22
Deggendorf, 94469 Germany
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Veranstalter

Kulturbüro – Palais im Stadtpark
Telefon
Tel.: +49 991 370 55-736
E-Mail
kulturbuero@klinik-angermuehle.de

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