„Dann singt der Wind noch deine Lieder ...“ – Lesung zum Gedenken an Waltraut Falter

„Dann singt der Wind noch deine Lieder ...“ – Lesung zum Gedenken an Waltraut Falter

Deggendorf und seine Kloster-Umgebung haben sich in ihrer anmutigen Lage da zwischen Gäu und Wald und direkt an der oft so unberechenbaren Donau allzeit mit Natur und Handel streiten müssen. Das förderte aber zudem Kraft und Mut, sich mit der Kunst auseinander-, besser zusammen-zusetzen. Auch in der Belletristik, der „schönen Literatur“ also, kann Deggendorf glänzen. Nur leider sind das Papier geduldig und der Zeitgeist oft kurzsichtig und wankelmütig, sodass ein Großteil „unserer“ verflossenen Dichter samt deren Werken in Vergessenheit geraten sind.

Auch jenes der Deggendorferin Waltraut Falter. Da hat es sich Anton Halser schon vor Jahren neben seiner eigenen Autoren-Tätigkeit zur Aufgabe gemacht, in wiederkehrenden Gedächtnis-Lesungen an Person und Wirken ehemaliger engagierter Kolleginnen und Kollegen zu erinnern. Waren das zuletzt z. B. Dora Dunkl, Emil Simsitsch, Michael Waltinger und Pater Adalbert Seipolt, so hat er sich für dieses Jahr vorgenommen, die Deggendorfer Dichterin Waltraut Falter weiter „auszugraben“, nachdem er bereits genau zu ihrem 100. Geburtstag im Jahre 2020 erstmals einen recht geringen Umfang ihres Werkes zum Vortrag gebracht hatte.

Waltraut Falter wurde 1920 am Nördlichen Graben geboren und ist dort auch aufgewachsen. Da hat sie in dem Schusterhäusl, das dem seinerzeitigen Neubau „Pelz-Knogl“ weichen musste, den größten Teil ihres Lebens verbracht und geschrieben. Leider lebte sie etwas zurückgezogen und hat es strikt abgelehnt, selbst mit ihren Arbeiten an die Öffentlichkeit zu gehen. Nur wenige Stücke gingen verstreut in Druck oder wurden einzeln und in ganzen Heften verschenkt. Auch der Schauspieler und Rezitator Günther Holbeck hat einige Stücke in seinen Vortragsabenden im Rathaussaal zu Gehör gebracht. Leider wurde sie schon im Alter von knapp 56 Jahren ehe- und kinderlos aus dieser Welt abberufen.

In äußerst lobenswerter Weise hat die Dichterin jedoch vor ihrem Tode die wohl schönsten 620 Gedichte handschriftlich in Bücher eingetragen und uns so einen bedeutenden Schatz hinterlassen. Ihre Dichtersprache war das lyrische Deutsch; nur einzelne Stücke hat sie in ihrer/unserer Mundart verfasst. Waltraut Falter muss sich die Metrik, also die historische Vers- und Reimlehre, ohne höhere Schulbildung autodidaktisch angeeignet haben. Jedenfalls hat sie darin eine Perfektion erlangt, wie das heute nur noch vereinzelt anzutreffen ist. Zudem hat sie sich auch an Themen gewagt, derer sich seinerzeit Schriftsteller noch gerne mit dem Verweis auf ein Tabu entzogen haben. Erst fünf Jahre nach ihrem Tod ist es ihrem Bruder Jörg Spranger (langjähriger Chordirektor der Pfarrei Mariä Himmelfahrt) gelungen, ein schmales Büchlein mit 25 Mundart-Gedichten herauszugeben und noch einmal 10 Jahre danach ein ebensolches mit schriftsprachlichen Tier-Gedichten.

Jetzt hat sich Anton Halser ein Vortrags-Programm zusammengestellt, das neben bereits 2020 gelesenen Stücken noch weitere 15 Gedichte enthält, die damit wohl zum aller-ersten-Mal zu hören sein werden. Die Lesung „Dann singt der Wind noch deine Lieder ...“ findet statt um Donnerstag, den 26. Oktober 2023, um 19.00 Uhr im Dieter-Görlitz-Saal (Am Stadtpark 22, 1. Stock, direkt über dem café arte). Der Eintritt ist frei – um Spenden wird gebeten.