Bühnenautoren im Spiegel der Zeit – Thomas Bernhard II
„Von einer Katastrophe in die andere“ – Ansichten des Dichters Thomas Bernhard (Teil 2)
In Österreichs literarischem Energiefeld der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Thomas Bernhard die massivste Störung von nie versiegender Faszination. Er gehörte zu keinem Klub, keiner Gruppe, keinem Zirkel, keiner Glaubensrichtung, keiner Seilschaft, keiner wie immer gearteten künstlerischen Organisation. Er gehörte stets, nur aufs Äußerste, zu sich selbst und konnte daher mit einer Rücksichtslosigkeit agieren, die zumeist keine Gefangenen zuließ. Mit der Sprachmachete schlug er seinen brachialen Wahrheiten, genialen Lästerungen, grotesken Überhöhungen, anrührenden Liebesversuchen und anderen Fantasie-Eruptionen den Weg in die bleibende Gültigkeit frei. Bernhard war auch ein Lachfallensteller, ein hinterfotziger Watschenmeister und Erregungshochleistungsvirtuose. Alles in allem: ein Solitär, wie man ihn nur einmal alle unheiligen Zeiten findet. (Andre Heller; Thomas Bernhard Hab und Gut, Brandstätter Verlag)
Der Theaterregisseur Peter Glotz lässt in der Vortragsreihe „Bühnenautoren im Spiegel der Zeit“ namhafte Autorinnen und Autoren zu Wort kommen, deren Stücke und Figuren entscheidende gesellschaftliche und politische Entwicklungen widerspiegeln. Glotz legt bei der Auswahl von Szenenausschnitten besonderen Wert darauf, differenzierte, emotionale menschliche und zwischenmenschliche Vorgänge aus möglichst allen gesellschaftlichen Schichten zu erfassen. Die Rollen (die Glotz selbst vorträgt) repräsentieren ein breites Spektrum, sowohl was die gesellschaftliche und bildungsmäßige Zugehörigkeit als auch was die Themen und Charakterzüge betrifft. Leben und literarische Arbeit sowie Wirkung und Einfluss des literarischen Gesamtwerks bis zur Jetztzeit werden mithilfe von Aufführungskritiken und anderen Texten aufgezeigt.
Der Referent Peter Glotz ist ausgebildeter Theaterregisseur und Schauspieler. Er ist ausgewiesener Kenner der Theaterliteratur und auf vielen Bühnen zu Hause. Als Sohn eines Bildenden Künstlers und Enkel eines Malers ist es ihm bereits seit jungen Jahren ein Bedürfnis, die Wege der Kunstbetrachtung zu gehen, indem er bedeutende Künstler bei ihren Ausstellungen würdigte. Als ausgebildeter Theaterregisseur ist er auch an der Bühnenbildnerei interessiert. Seine Handschrift als Regisseur zeigt sich u. a. an internationalen Jugendtheaterprojekten, bei denen Teilnehmer aus Frankreich, Italien, Tschechien, Rumänien und Deutschland mitwirkten.
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